Ein Kernstück für die biomedizinische und translationale Forschung in Würzburg
Interdisziplinäre Biomaterial- und Datenbank Würzburg offiziell eröffnet – interessierte Fragen beim Tag der offenen Biobank
Ein Hightech-Zweckbau: Das neue Gebäude der ibdw zur Lagerung von Flüssigproben.
25.06.2013.
Mit der Interdisziplinären Biomaterial- und Datenbank Würzburg (ibdw) ist am
21. Juni 2013 ein Kernstück für die biomedizinische und translationale
Forschung am Standort Würzburg offiziell eröffnet worden. Dr. Helge Braun, Parlamentarischer
Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) sprach von
einer sehr wichtigen Initiative für die medizinische Forschung der Zukunft. Das
BMBF fördert die ibdw mit insgesamt 7,5 Millionen Euro über einen Zeitraum von
fünf Jahren. Die ibdw ist damit die größte der zentralisierten Biobanken an
insgesamt fünf ausgewählten Universitätskliniken.

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Dr. Helge Braun, Parlamentari-
scher Staatssekretär im BMBF:
"Eine wichtige Initiative für die
medizinische Forschung".
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Die zunehmende Individualisierung der Diagnostik
und der Behandlungskonzepte brauche moderne Infrastrukturen, mit denen die
Daten aus den vielfältigen und heterogenen Systemen im Gesundheitswesen
zusammengeführt werden könnten, so Braun. Er hob in diesem Zusammenhang
insbesondere das Datenschutzkonzept der ibdw hervor, das „außergewöhnlich gut
und in hohem Maße vertrauenswürdig“ sei. Die Arbeit der ibdw beginne jetzt und
er sei bereits gespannt auf die wissenschaftlichen Paper, die auf dieser Basis
künftig entstehen werden.
Effektiver für den Einzelnen, effizienter für das
System
In seinem Festvortrag wies Erwin Böttinger,
Direktor des Charles R. Bronfman Instituts für personalisierte Medizin an der
Mount Sinai School of Medicine (New York), darauf hin, dass eine grundlegende
Transformation der Medizin nötig sei: Sie müsse für den Einzelnen effektiver
und für das System effizienter werden. Zentral sei aus seiner Sicht dabei das
Vertrauen der Bevölkerung. Die entsprechenden Diskussionen müssten offen
geführt werden.

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Peter Mack vom Staatlichen Bauamt übergibt den
symbolischen Schlüssel an die neuen Hausherren.
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Genomisches Sequenzieren bei Kindern mit unklaren
Krankheitsverläufen sei in den USA bereits heute Praxis, so Böttinger, der
selbst aus Oberfranken stammt. In Fokusgruppen und Interviews mit Adipositas-
und Typ 2-Diabetes-Patienten sei dort deutlich geworden, dass zwei Drittel
genetische Zusammenhänge ihrer Erkrankung vermuten und dass mehr als 80 Prozent
der Patienten die Informationen aus genetischen Analysen mitgeteilt bekommen
wollen.

Ein Hightech-Schuhkarton
Prof. Dr.
Christoph Reiners, Ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums,
berichtete, wie er selbst in den 1970er-Jahren eine klinikinterne erste Biobank mit aufgebaut hat, in der die Proben
in Haushaltskühlschränken gelagert und die Daten – noch vor den Zeiten der
Personalcomputer – in handprogrammierten Tabellen gespeichert wurden. Die
qualitative und infrasbetrukturelle Weiterentwicklung dieser wichtigen
Forschungsressource liege ihm deshalb besonders am Herzen.

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Prof. Dr. Roland Jahns, Direktor
der ibdw dankte allen
Beteiligten, die zum Gelingen
des Projekts bisher
beigetragen haben. |
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Gemeinsam mit Prof. Dr. Roland Jahns, dem Direktor der ibdw,
dankte er allen Beteiligten, die zum Gelingen des Projekts beigetragen haben.
Beide übernahmen mit der symbolischen Schlüsselübergabe die Hausherrschaft über
das neue Gebäude, einen Zweckbau, der jedoch modernste Technik beherbergt. Jahns
dankte dem Universitätsklinikum dafür, dass es – zusätzlich zur Förderung durch
das BMBF – 1,6 Millionen Euro in „diesen
Schuhkarton“ investiert hat.
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Prof. Dr. Roland Jahns zeigt das Kryolager der ibdw.
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In diesem Labor werden die Flüssigproben aliquotiert
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Röhrchen zur Lagerung von Flüssigproben bei -80°C |

Tag der offenen Biobank
Mit einem „Tag der offenen Biobank“ wandte sich die
ibdw am folgenden Tag an die Bevölkerung Würzburgs und bot mit Führungen durch
das neue Gebäude Einblicke in die Technik: Kühlaggregate, in denen bis zu
500.000 Proben bei -80° Celsius gelagert werden können, das Labor für die
Verarbeitung der flüssigen Proben wie Blut, Serum oder Urin, in dem ein
Pipettierroboter eine Probe auf 10 bis 15 kleine Röhrchen verteilt, die mit
einem 2D-Barcode versehen eingelagert und vollautomatisch wieder herausgepickt
werden können.
Eine Podiumsdiskussion und ein Biobanken-Quiz boten
Raum für – auch kritische – Fragen. Dabei wies die Patientenfürsprecherin des
Universitätsklinikums Würzburg insbesondere auf das Spannungsfeld zwischen den
rechtlichen Anforderungen und der Verständlichkeit von Patienteninformationen
in medizinischen Forschungsprojekten hin.
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Tag der offenen Biobank: Viele
Fragen beim Rundgang durch
das neue Gebäude.
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Ethische und datenschutz-
rechtliche Fragen im Fokus
der Podiumsdiskussion.
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TMF und Deutsches Biobanken-Register waren ebenfalls
präsent.
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- ibdw Würzburg