Home
Über uns
Mitglieder
Arbeitsgruppen
Projekte
Produkte
Publikationen
Stellungnahmen
News
Interviews und Namensbeiträge
Newsletter
Presse
Termine
Stellenmarkt
Online-Services
 

 

Kräfte bündeln für die medizinische Forschung

Interview mit Prof. Dr. Ulrich R. Fölsch in der DGIM aktuell 3/2009

Oktober 2009. Seit der Ausgründung der TMF als Verein im Jahr 2003 sitzt Professor Dr. med. Ulrich R. Fölsch der Dachorganisation für die vernetzte medizinische Forschung vor. Er vertritt darin auch das Kompetenznetz Chronischentzündliche Darmerkrankungen, dessen Sprecher er ist. Im Gespräch mit DGIM aktuell berichtet Professor Fölsch über die Arbeit der TMF und die veränderten Rahmenbedingungen für medizinische Forschung.

Das Interview erschien in der DGIM aktuell 3/2009, dem Newsletter der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin. Die TMF bedankt sich für die Möglichkeit, das Interview auch auf ihrer Website wiederzugeben.

  1. Download DGIM aktuell 3/2009 [pdf]

Herr Professor Fölsch, bevor wir über gewachsene Anforderungen an medizinische Forschung – und damit an die TMF – sprechen, möchten wir erfahren, worin die Hauptaufgaben der Plattform bestehen?

Prof. Fölsch: Das große Ziel unserer gemeinsamen Arbeit ist es, die medizinische Forschung, die ja heute längst nicht mehr auf einen Standort beschränkt ist, zu unterstützen. Das betrifft organisatorische Fragen ebenso wie die Bereitstellung von Infrastruktur. Wesentlich sind dabei meiner Meinung nach zwei Aspekte:

Das ist zum einen der Austausch der Forscher untereinander – über alle Forschungsnetze, Standorte und Disziplinen hinweg. Die Wissenschaftler kommen in thematisch abgesteckten Arbeitsgruppen zusammen.

Zum anderen sind es die Lösungen, die die TMF entwickelt und bereitstellt, um die medizinische Forschung zu unterstützen. Das können Konzepte sein, beispielsweise zum Thema Datenschutz, oder auch Checklisten, Musterverträge, Gutachten und Software-Werkzeuge.


Wie kann man sich die Arbeitsweise der TMF vorstellen? Treten Mitglieder mit konkreten Fragestellungen an Sie heran?

Prof. Fölsch: Das Herzstück unserer Arbeit sind die Arbeitsgruppen. Dort kommen die jeweiligen Experten aus den Forschungsnetzen zu ganz verschiedenen Themen zusammen: Datenschutz, Biobanken, Management klinischer Studien, Molekulare Medizin, Medizintechnik oder Zoonosen und Infektionskrankheiten.

Wenn sich in den Diskussionen einer Arbeitsgruppe zeigt, dass ein Problem viele Forschungsprojekte betrifft und wenn keine kommerzielle Lösung verfügbar ist, dann können sich Forscher zusammentun und in der Arbeitsgruppe einen Projektantrag abstimmen. Dieser kann dann dem TMF-Vorstand vorgelegt werden, der darüber entscheidet, ob die TMF ein entsprechendes Projekt fördert – oder auch, ob er das Projekt zur externen Förderung empfiehlt. Mit diesem mehrstufigen Verfahren ist eine hohe Qualität der Anträge sichergestellt.


Sind die Produkte der TMF, wie etwa Checklisten, Konzepte, IT-Infrastruktur etc., ausschließlich den Mitgliedern zugänglich?

Prof. Fölsch: Das ist eine wichtige Botschaft an alle forschenden DGIM-Mitglieder: Die Produkte der TMF stehen allen Forschern in der Regel frei zur Verfügung! Den Mitgliedern vorbehalten ist die Teilnahme an den Arbeitsgruppensitzungen und damit die aktive Steuerung der gemeinsam zu erarbeitenden Lösungen.


Die TMF ist zeitgleich mit den 1999 gegründeten Kompetenznetzen in der Medizin initiiert worden. Was gab den Ausschlag für eine gemeinsame Plattform und wie hat sich diese formiert?

Prof. Fölsch: Als das BMBF die erste Ausschreibung für die Kompetenznetze in der Medizin – und auch die Ausschreibung für die ersten Koordinierungszentren für Klinische Studien – plante, wurde in den Diskussionen bald deutlich, dass man erst einmal geeignete Infrastrukturen aufbauen muss, um mit Daten, die an verschiedenen Standorten gewonnen und gespeichert werden, überhaupt vernünftig umgehen zu können. Anfangs stellte man sich das alles sehr technisch vor – das hört man auch noch an unserem Namen „Telematikplattform“, der unserer heutigen thematischen Breite eigentlich gar nicht mehr gerecht wird.

In den ersten Jahren, in denen die TMF ein klassisches Förderprojekt des BMBF war, ist deutlich geworden, dass dieses Instrument nur richtig leben kann, wenn es noch viel stärker in den Händen der Forscher liegt. Diese Erkenntnis war einer der Hauptgründe für das Ministerium, 2003 die Vereinsgründung und damit die Verselbstständigung der TMF voranzutreiben.

Seit 2003 hat sich das Themenspektrum der TMF enorm erweitert. Dazu haben zum einen neue regulatorische Anforderungen geführt: Die Arbeitsgruppe Management klinischer Studien wurde beispielsweise initiiert, als sich 2004 mit der Novellierung des Arzneimittelgesetzes die Rahmenbedingungen für die Durchführung nichtkommerzieller klinischer Studien drastisch verändert hatten. Die TMF konnte hier ganz rasch reagieren und Schulungen, Checklisten sowie Standard Operating Procedures (SOPs) bereitstellen. Zum anderen sind aber auch mit neuen Mitgliedern oder ganzen Mitgliedergruppen neue Themen in die TMF hineingetragen worden.

 

Wie haben sich die Anforderungen an die TMF seither geändert? Sie vertreten ja zudem die Interessen Ihrer Mitglieder gegenüber Dritten, wie zum Beispiel dem Gesetzgeber.

Prof. Fölsch: Die TMF wird immer häufiger um Rat gefragt. Sei es durch das Büro für Technikfolgenabschätzung, das 2005 im Auftrag der Bundesregierung ein Gutachten zum Thema Biobanken erstellt hat – Lösungen und Konzepte der TMF sind hier maßgeblich mit eingeflossen. Oder sei es beispielsweise in den Diskussionen zumGendiagnostikgesetz, zu dem die TMF schriftlich und mündlich Stellung genommen hat. Hier haben sich die Arbeitsgruppen Biomaterialbanken und Molekulare Medizin sehr verdient gemacht.

Diese Form der Einmischung wünschen sich auch die Mitglieder immer stärker von uns – und mittlerweile haben wir mit mehr als 70 Forschungsverbünden ja auch das entsprechende Gewicht.

 

Welcher Art ist die Zusammenarbeit zwischen der TMF und den medizinisch-wissenschaftlichen Fachgesellschaften, wie etwa der DGIM?

Prof. Fölsch: Hier möchte ich ganz besonders auf eine Lösung hinweisen, die unter dem Dach der TMF entwickelt wurde und die für die Fachgesellschaften sehr interessant ist: Unser Autorenportal zur Entwicklung von S3-Leitlinien, mit dem sich die aufwendigen Abstimmungsprozesse deutlich beschleunigen und nicht zuletzt auch die Kosten drastisch reduzieren lassen. Das Portal wird von der Medizinischen Klinik I an der Charité unter der Leitung von Professor Martin Zeitz betrieben. Wir haben mit der Charité einen Rahmenvertrag geschlossen, der einen dauerhaften Betrieb ermöglicht.

Schon bei der Entwicklung des Portals haben wir eng mit dem Arbeitskreis wissenschaftlich medizinischer Fachgesellschaften (AWMF)zusammengearbeitet. Wesentlich war auch die Bereitschaft von Fachgesellschaften, im Rahmen konkreter Leitlinienentwicklungen die entwickelte Infrastruktur zu pilotieren. Mit der Deutschen Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) haben wir schon vor einiger Zeit einen langfristigen Nutzungsvertrag geschlossen, und mehrere Leitlinien-Entwicklergruppen verschiedener Fachgesellschaften haben mittlerweile begonnen, das Portal für die Entwicklung oder Aktualisierung ihrer Leitlinien zu nutzen.

 

Was motiviert Sie persönlich, sich in der TMF zu engagieren?

Prof. Fölsch: Ich bin schon lange davon überzeugt, dass wir in der Medizin gemeinsam, vernetzt forschen müssen. Die Fragestellungen in der medizinischen Forschung werden immer komplexer und können nur durch die Vernetzung der Forschungsinstitute und die enge Anbindung zwischen Forschern und Versorgern beantwortet werden. So bin ich anfangs zur TMF gekommen.

Im Laufe der Zeit ist mir auch immer klarer geworden, wie viel Infrastruktur notwendig ist, wenn man gemeinsam Biomaterialien sammeln oder Daten austauschen will. Durch die Arbeit in der TMF habe ich gelernt, wie sinnvoll es ist, bestimmte Instrumente gemeinsam zu entwickeln und allen Forschern zur Verfügung zu stellen. Diese Überzeugung möchte ich noch weiter in die Forschergemeinschaft tragen, um den Kulturwandel, der mit den Kompetenznetzen und vielen anderen Forschungsnetzwerken angestoßen worden ist, voranzubringen.

 

Vielen Dank für das Gespräch


Kontakt:

Professor Dr. med. Ulrich R. Fölsch
1. Medizinische Klinik für
Allgemeine Innere Medizin
Universitätsklinikum S-H,
Klinik Campus Kiel
Schittenhelmstraße 12
24105 Kiel
Telefon: +49 (0)431/597-1272
Telefax: +49 (0)431/597-1248
E-Mail

News Archiv

September 2023 (7)

August 2023 (2)

Juli 2023 (4)

Juni 2023 (4)

Mai 2023 (6)

April 2023 (4)

März 2023 (3)

Februar 2023 (5)

Januar 2023 (5)

Dezember 2022 (4)

November 2022 (2)

Oktober 2022 (4)

September 2022 (4)

August 2022 (5)

Juli 2022 (4)

Juni 2022 (7)

Mai 2022 (6)

April 2022 (4)

März 2022 (5)

Februar 2022 (1)

Januar 2022 (6)

Dezember 2021 (7)

November 2021 (5)

Oktober 2021 (4)

September 2021 (2)

August 2021 (1)

Juli 2021 (4)

Juni 2021 (6)

Mai 2021 (4)

April 2021 (1)

März 2021 (3)

Februar 2021 (4)

Januar 2021 (4)

Dezember 2020 (3)

November 2020 (4)

Oktober 2020 (3)

August 2020 (1)

Juli 2020 (2)

Juni 2020 (2)

Mai 2020 (2)

April 2020 (4)

März 2020 (4)

Februar 2020 (3)

Januar 2020 (1)

Dezember 2019 (3)

November 2019 (5)

Oktober 2019 (3)

September 2019 (8)

August 2019 (2)

Juli 2019 (4)

Juni 2019 (4)

Mai 2019 (5)

April 2019 (3)

März 2019 (5)

Februar 2019 (2)

Januar 2019 (2)

Dezember 2018 (6)

November 2018 (5)

Oktober 2018 (9)

September 2018 (5)

August 2018 (3)

Juli 2018 (2)

Juni 2018 (7)

Mai 2018 (1)

April 2018 (1)

März 2018 (7)

Februar 2018 (2)

Januar 2018 (7)

Dezember 2017 (6)

November 2017 (2)

Oktober 2017 (3)

September 2017 (4)

August 2017 (1)

Juli 2017 (8)

Juni 2017 (9)

Mai 2017 (4)

April 2017 (2)

März 2017 (5)

Februar 2017 (2)

Januar 2017 (4)

Dezember 2016 (8)

November 2016 (5)

Oktober 2016 (4)

September 2016 (7)

August 2016 (5)

Juli 2016 (8)

Juni 2016 (5)

Mai 2016 (3)

April 2016 (11)

März 2016 (5)

Februar 2016 (3)

Januar 2016 (8)

Dezember 2015 (6)

November 2015 (3)

Oktober 2015 (8)

September 2015 (5)

August 2015 (4)

Juli 2015 (7)

Juni 2015 (7)

Mai 2015 (5)

April 2015 (2)

März 2015 (6)

Februar 2015 (7)

Januar 2015 (8)

Dezember 2014 (6)

November 2014 (9)

Oktober 2014 (10)

September 2014 (3)

Juli 2014 (6)

Juni 2014 (5)

Mai 2014 (4)

April 2014 (8)

März 2014 (8)

Februar 2014 (6)

Januar 2014 (7)

Dezember 2013 (8)

November 2013 (6)

Oktober 2013 (5)

September 2013 (10)

August 2013 (4)

Juli 2013 (8)

Juni 2013 (7)

Mai 2013 (4)

April 2013 (9)

März 2013 (9)

Februar 2013 (5)

Januar 2013 (5)

Dezember 2012 (7)

November 2012 (5)

Oktober 2012 (5)

September 2012 (5)

August 2012 (3)

Juli 2012 (4)

Juni 2012 (4)

Mai 2012 (3)

April 2012 (3)

März 2012 (5)

Januar 2012 (7)

Dezember 2011 (2)

November 2011 (8)

Oktober 2011 (10)

September 2011 (2)

August 2011 (5)

Juli 2011 (3)

Juni 2011 (5)

Mai 2011 (8)

April 2011 (4)

März 2011 (5)

Februar 2011 (3)

Januar 2011 (5)

Dezember 2010 (3)

November 2010 (3)

Oktober 2010 (5)

September 2010 (9)

August 2010 (5)

Juli 2010 (6)

Juni 2010 (12)

Mai 2010 (3)

April 2010 (4)

März 2010 (4)

Februar 2010 (4)

Januar 2010 (1)

Dezember 2009 (1)

November 2009 (1)

Oktober 2009 (5)

September 2009 (8)

August 2009 (1)

Juli 2009 (8)

Juni 2009 (6)

Mai 2009 (2)

April 2009 (6)

März 2009 (5)

Februar 2009 (4)

Januar 2009 (2)

Dezember 2008 (3)

November 2008 (6)

Oktober 2008 (3)

September 2008 (5)

August 2008 (3)

Juli 2008 (5)

Juni 2008 (4)

Mai 2008 (3)

April 2008 (6)

März 2008 (3)

Februar 2008 (1)

Januar 2008 (2)

Dezember 2007 (2)

November 2007 (4)

Oktober 2007 (4)

September 2007 (5)

Juni 2007 (2)

Mai 2007 (1)

April 2007 (6)

Januar 2007 (1)

Dezember 2006 (8)

November 2006 (4)

Oktober 2006 (1)

September 2006 (4)

August 2006 (1)

Juli 2006 (1)

Juni 2006 (3)

Mai 2006 (1)

April 2006 (3)

März 2006 (1)

Februar 2006 (1)

Januar 2006 (2)

Dezember 2005 (3)

November 2005 (1)

Oktober 2005 (1)

September 2005 (2)

August 2005 (2)

Juli 2005 (3)

Juni 2005 (2)

April 2005 (4)

November 2004 (1)

Oktober 2004 (1)

September 2004 (1)

August 2004 (1)

Juni 2004 (2)

Mai 2004 (1)

Februar 2003 (1)

Presseschau

Termine

TMF-Arbeitsgruppe Register (AG Register)

11.10.2023



5. MII-AG-Sitzungswoche 2023

13.11.2023 - 16.11.2023




Interviews

„Nötig ist ein Gesamtkonzept"

Interview mit der EHEALTH.COM (Ausgabe 5/2023)


 
© TMF e.V. Glossar     Datenschutzhinweis     Info an den Webmaster     Seite drucken      Seitenanfang