Leitlinienentwicklung
Internetbasiertes Portal der TMF unterstützt die Entwicklung klinischer S3-Leitlinien
Die Forschungsverbünde in der TMF sind häufig und an zentraler Stelle
auch in die Entwicklung hochwertiger klinischer Leitlinien einbezogen. Mit ihrem Leitlinienentwicklungsportal als umfassender Kommunikations- und Arbeitsplattform für die verteilte Leitlinienentwicklung unterstützt die TMF gemeinsam mit dem Kompetenznetz CED als Betreiber diese Aktivitäten.
- www.leitlinienentwicklung.de
- Infobroschüre zum Leitlinienportal [pdf | 2,5 mb]
Medizinische Leitlinien gewinnen als wichtige Entscheidungshilfen in der medizinischen Versorgung zunehmend an Bedeutung und können wesentlich zu deren Verbesserung und Optimierung beitragen. Dabei hängen die Qualität und der medizinische Wert einer Leitlinie von einer systematischen und transparenten Entwicklungsmethodik ab. Ganz wesentlich wird das Ergebnis in der Praxis jedoch auch durch die effiziente Nutzung der beschränkten personellen, zeitlichen und finanziellen Ressourcen bestimmt, die für die Entwicklung einer Leitlinie zur Verfügung stehen.
Gruppenprozess über Zeit und Raum
Die Leitlinienentwicklung ist – unabhängig von der konkret gewählten Methodik – ein evidenz- und konsensbasierter Gruppenprozess, in dem über einen längeren Zeitraum eine große Zahl nicht gemeinsam an einem Ort befindlicher Personen mit extrem niedrigem individuellem Zeitbudget koordiniert zusammenarbeiten müssen.
An diesem Punkt setzt das Leitlinienentwicklungsportal an, indem es für zahlreiche immer wiederkehrende, zeitaufwändige und qualitätskritische Teilprozesse Werkzeuge bereitstellt. Entscheidend ist, dass das Portal keinen starren Workflow realisiert, sondern von nur wenigen allgemeinen Voraussetzungen ausgeht, die vom jeweiligen Leitlinienprozess erfüllt sein sollten.
Allgemeine Voraussetzungen:
- Die Leitlinie sollte Ausgangspunkt oder Bestandteil eines langfristig und zyklisch angelegten Prozesses zur deren Pflege sein.
- Das Entwicklungsteam sollte eine klar definierte Aufgabenverteilung und Arbeitsgruppenstruktur aufweisen.
Für die Analyse der Primärquellen sollte auf Medline/Pubmed und Cochrane zurückgegriffen werden.
- Es sollte ein zweistufiger Konsensbildungsprozess mit einer „Delphi“-artigen Expertenbefragung und einer anschließenden Konsensuskonferenz zugrunde liegen.
Diese Voraussetzungen sind bei der überwiegenden Zahl neuerer Leitlinien der Entwicklungsstufen S2 und S3 erfüllt, so dass die Nutzung des Portals in diesen Fällen sinnvoll ist.
Leitlinien-Entwicklung initiieren
Die wesentliche Aktivität im Zusammenhang mit der Initiierung eines Leitlinien-Entwicklungsprozesses auf dem Portal ist die Einrichtung des Teilnehmermanagements, das auf einem umfangreichen Rollen- und Rechtekonzept basiert. Jeder Teilnehmer kann innerhalb einer Leitlinien-Entwicklung mehrere Rollen wahrnehmen und gleichzeitig an mehreren Entwicklungen in unterschiedlichen Rollen beteiligt sein. Das Teilnehmermanagement überwacht zudem die formalen Voraussetzungen für die Teilnahme an der Leitlinienentwicklung.
Online-Expertenbefragungen
Das Portal unterstützt die Vorbereitung, Durchführung und Auswertung von Online-Expertenbefragungen. In diesem ersten Schritt des Konsensbildungsprozesses soll ein Überblick über das Meinungsbild zu strittigen Fragen gewonnen werden, die sich vornehmlich aus der Literaturanalyse ergeben. So kann ein Teil dieser Fragen bereits im Vorfeld der Konsensuskonferenz abgeklärt werden.
Es werden derzeit fünf verschiedene Fragentypen unterstützt. Jede Antwort kann kommentiert werden. Die Generierung der Fragebögen erfolgt automatisch mittels XML-basierter Tools. Die Auswertung findet unmittelbar nach Abschluss der Befragung statt. Eine Standardauswertung wird den Teilnehmern sofort online und als PDF-Dokument zum Download bereitgestellt.
Konsensuskonferenzen
In Vorbereitung der Konsensuskonferenz stellt das Portal allen Teilnehmern alle in den vorhergehenden Prozessschritten erstellten Dokumente zur Verfügung. Die abschließend vom Plenum konsentierten Aussagen einschließlich Klassifizierungsdaten und wesentlicher Kommentare werden im Anschluss für die Endredaktion der Leitlinie verfügbar gemacht.
Kommunikationsplattform
Basierend auf den Kontaktdaten und Nutzerrechten, die das Teilnehmermanagement bereitstellt, bietet das Portal eine umfangreiche Informations- und Kommunikationsfunktionalität. Es stehen statische Termin-, Kalender- und News-Dienste zur Verfügung. Daneben können zur schnellen Kommunikation Mailverteiler, Diskussionsforen und Chat-Rooms eingerichtet und genutzt werden.
Dokumentation und Archivierung der Leitlinie
Neben dem Leitlinientext selbst werden verschiedene Dokumente im Portal bereitgestellt und langfristig archiviert, die damit jederzeit für Implementierungs- und Qualitätssicherungsaktivitäten sowie für den späteren Update zur Verfügung stehen.
- Metadaten: AWMF-Anmeldedaten, AG- und Teilnehmerdaten
- Textfassungen: Sprachversionen, Zielgruppen-Versionen, Kurzfassungen, Glossare
- Prozessdokumentation: Literaturlisten, Befragungsergebnisse, Diskussionsprotokolle, Teilnehmererklärungen
- Primärquellen (soweit durch UrhG nicht eingeschränkt): nationale/internationale Leitlinien, Studien und Originalarbeiten
Nutzungsbedingungen
Das Portal wird durch das Kompetenznetz Chronisch Entzündliche Darmerkrankungen (CED) an der Medizinischen Klinik I der Charité - Campus Benjamin Franklin betrieben.
Die Preise für die Nutzung des Portals richten sich nach den in Anspruch genommenen Leistungen (z.B. Bereitstellung eines TED-Systems) und dienen lediglich der Deckung der entstehenden Kosten. Detailinformationen sind bei den unten genannten Ansprechpartnern erhältlich.
Ansprechpartner
Projektleiter und Ansprechpartner beim Kompetenznetz CED
Wolfgang Höhne
Telefon: 49 (0)30 / 84 45 39 50
E-Mail
Ansprechpartner in der TMF-Geschäftsstelle
Johannes Drepper
Telefon 49 (0)30 / 31 01 19 53
E-Mail