Gemeinsam den Europäischen Gesundheitsdatenraum der Zukunft gestalten
© BfArM/Lilian Pfender
Am 24. und 25. November 2025 trafen sich beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) in Bonn Expert:innen und Stakeholder aus dem In- und Ausland, um sich über den aktuellen Stand der Vorbereitungen zum Europäischen Gesundheitsdatenraum (EHDS) auszutauschen. Eingeladen hatte die beim BfArM angesiedelte gesetzliche Datenzugangs- und Koordinierungsstelle (DACO).
BfArM-Präsident Professor Dr. Karl Christian Broich. © TMF e.V.
BfArM-Präsident Professor Dr. Karl Christian Broich betonte in seiner Eröffnungsrede die Bedeutung des Europäischen Gesundheitsdatenraums für die Forschung und den medizinischen Fortschritt. Er unterstrich insbesondere die hohe Relevanz des EHDS im Kontext der rasanten Entwicklungen im Bereich der künstlichen Intelligenz (KI). KI spiele in der medizinischen Praxis und der klinischen Forschung bereits heute eine wichtige Rolle. Zukünftige Implementierungen des EHDS könnten zusätzliche Anpassungen erfordern, damit sie "KI-fähig" werden.
Policy Officer Dr. Mélodie Bernaux von der European Commission stellte in ihrer Keynote die nächsten Schritte auf nationaler und internationaler Ebene dar. Beispiele aus Finnland, Frankreich, Belgien und Spanien zeigten, wie unterschiedlich die Länder ihre jeweiligen Herausforderungen angehen, aber auch, welche Gemeinsamkeiten es gibt.
Der etablierte nationale Dienst "Findata – Finnish Social and Health Data Permit Authority" für die Nutzung von Sekundärdaten in Finnland gewährte wertvolle Einblicke in seine tägliche Arbeit. Die damit verbundenen grundlegenden Prozesse sind sehr zeitaufwändig. Findata hat herausgefunden, dass Einzelberatungen der Antragsteller eine der effektivsten Maßnahmen sind, um Engpässe zu überwinden.
In der Podiumsdiskussion "Nationale Infrastrukturen" wies TMF-Geschäftsführer Sebastian Claudius Semler darauf hin, dass künftige HDAB-Organisationen über ausreichende Ressourcen verfügen müssen, um Datennutzern und -ggf. auch Dateninhabern personalisierte Beratungen anbieten zu können. Dies hat der Bericht von Findata eindrücklich gezeigt.
Podiumsdiskussion "Nationale Infrastrukturen" (v. l. n. r.): PD Dr. Andreas Till, Sebastian C. Semler, Dr. Steffen Heß und Philipp Kachel. © TMF e.V.
TMF-Geschäftsführer Sebastian C. Semler.
Policy Officer Dr. Mélodie Bernaux, European Commission, war digital zugeschalten. © TMF e.V.
Was die TMF aus der Veranstaltung mitnimmt:
- Es ist abzusehen, dass die Komplexität der Aufgaben mit der Anzahl der verteilten Datenstandorte weiter zunehmen wird.
- Daher sind robuste und skalierbare Prozesse für ein tragfähiges nationales EHDS-Ökosystem erforderlich.
- Eine angemessene Finanzierung der erforderlichen Leistungsbeiträge aller Beteiligten – wie beispielsweise von Krankenhäusern als Dateninhaber – ist zu berücksichtigen.
- Die Datenextraktion stellt eine enorme Herausforderung dar. Deutschland hat bereits stark in die Interoperabilität medizinischer Daten investiert und dabei erhebliche Fortschritte erzielt.
- Trotz der etablierten Verwendung von Standards wie FHIR und SNOMED bleibt Interoperabilität eine fortlaufende Aufgabe, für die finanzielle Mittel benötigt werden.
- Um den EHDS erfolgreich einzuführen, muss seine öffentliche Bekanntheit erhöht werden.
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